Abbildung = Inszenierung
Thomas Musehold gibt sich mit der inszenatorischen Qualität eines herkömmlichen Ausstellungsraums nicht zufrieden, sondern legt dort seinen eigenen „Showroom“ an. Zeigte der Düsseldorfer Künstler und derzeitiger Ringenbergstipendiat bisher überwiegend Gemälde, Zeichnungen und Objekte von einer befremdlichen Motivik, die in der Tier- und Pflanzenwelt beheimatet zu sein scheint, werden in Köln Bleistiftzeichnungen von Kinderportraits nach fotografischen Vorlagen aus dem beginnenden 20. Jahrhundert zum Gegenstand seiner Untersuchungen: Bild und Realität stehen hier in einem Spannungsverhältnis. Die kindliche Unschuld, die der Betrachter automatisch in die Abbildung zu projizieren vermag, steht seinem Unwissen über das tatsächliche Wesen und über die Vita der dargestellten Person entgegen.
Musehold denkt etwaige rezeptorische Prozesse weiter und befragt den Realitätsgehalt der vermeintlich naturgetreuen Zeichnung. Hierbei steht die Bedeutungsverschiebung durch die verschiedenen Etappen der Inszenierung im Vordergrund, vollzieht sich doch während der Transformation der Portraits von der Fotografie zur Zeichnung der erste Schritt einer subjektiven Projektion durch den Künstler in das Bild. (Betrachtete man die Fotografie in ihren Anfängen als subjektives und weniger dokumentarisches Medium, so wäre wohl der Prozess des Ablichtens hier als erster Schritt einer interpretatorischen Aufladung zu nennen.)
„Rezeption und Interpretation lassen sich als Vorgänge nicht von einander trennen, sie sind vollständig von einander abhängig...“ schreibt Nelson Goodman in seinen Sprachen der Kunst. „Ferner lässt sich am fertigen Produkt nicht unterscheiden, was rezipiert, und was damit gemacht worden ist.“ Trotz der heutigen bildwissenschaftlichen Erkenntnis über die unbedingte Subjektivität der Rezeption erscheinen die Motive hier aufgrund der dokumentarischen Tradition beider Techniken – sowohl der Fotografie als auch der Zeichnung – zunächst als naturgetreue Kopien der Realität. Diese vermeintliche Objektivität wird mit der Inszenierung der Zeichnungen, die paradigmatisch für die inszenatorische Natur der Abbildung selbst steht, schließlich doch auf illustrative Weise durch Musehold gebrochen: Ein architektonisches Display mit Präsentationswänden, Regalsystem und ‚Requisiten‘ wird hier zum Ausstellungsrahmen der Blätter. ‚Vintage‘-Objekte bilden Konnotationen eines imaginierten Interieurs, die den Betrachter dazu anstoßen, den Kontext der Zeichnungen individuell weiterzudenken.
So evoziert die Inszenierung der Papierarbeiten zweierlei: Sie stellt die Zeichnungen in einen vermeintlich zeitgeschichtlichen Zusammenhang und entlarvt diesen durch ihren Minimalismus zugleich wieder als fiktiven Imaginationsraum – die Inszenierung wird zur Inszenierung ihrer selbst.
Musehold denkt etwaige rezeptorische Prozesse weiter und befragt den Realitätsgehalt der vermeintlich naturgetreuen Zeichnung. Hierbei steht die Bedeutungsverschiebung durch die verschiedenen Etappen der Inszenierung im Vordergrund, vollzieht sich doch während der Transformation der Portraits von der Fotografie zur Zeichnung der erste Schritt einer subjektiven Projektion durch den Künstler in das Bild. (Betrachtete man die Fotografie in ihren Anfängen als subjektives und weniger dokumentarisches Medium, so wäre wohl der Prozess des Ablichtens hier als erster Schritt einer interpretatorischen Aufladung zu nennen.)
„Rezeption und Interpretation lassen sich als Vorgänge nicht von einander trennen, sie sind vollständig von einander abhängig...“ schreibt Nelson Goodman in seinen Sprachen der Kunst. „Ferner lässt sich am fertigen Produkt nicht unterscheiden, was rezipiert, und was damit gemacht worden ist.“ Trotz der heutigen bildwissenschaftlichen Erkenntnis über die unbedingte Subjektivität der Rezeption erscheinen die Motive hier aufgrund der dokumentarischen Tradition beider Techniken – sowohl der Fotografie als auch der Zeichnung – zunächst als naturgetreue Kopien der Realität. Diese vermeintliche Objektivität wird mit der Inszenierung der Zeichnungen, die paradigmatisch für die inszenatorische Natur der Abbildung selbst steht, schließlich doch auf illustrative Weise durch Musehold gebrochen: Ein architektonisches Display mit Präsentationswänden, Regalsystem und ‚Requisiten‘ wird hier zum Ausstellungsrahmen der Blätter. ‚Vintage‘-Objekte bilden Konnotationen eines imaginierten Interieurs, die den Betrachter dazu anstoßen, den Kontext der Zeichnungen individuell weiterzudenken.
So evoziert die Inszenierung der Papierarbeiten zweierlei: Sie stellt die Zeichnungen in einen vermeintlich zeitgeschichtlichen Zusammenhang und entlarvt diesen durch ihren Minimalismus zugleich wieder als fiktiven Imaginationsraum – die Inszenierung wird zur Inszenierung ihrer selbst.